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Hana, dul, sed …

Das 11mm-Festival widmet sich in diesem Jahr in besonderem Maße der filmischen Umsetzung des Frauenfußballs. Eingeleitet wurde die Reihe der Frauenfußballfilme gestern mit dem Dokumentarfilm „Hana, dul, sed …“ von Brigitte Weich. Sie begleitet darin vier nordkoreanische Fußballspielerinnen während und nach ihrer Nationalmannschaftskarriere und zeichnet zugleich ein sehr genaues Bild des heutigen nordkoreanischen Alltagslebens.

Brigitte Weich kommt aus dem Bereich des Kulturmanagements, „Hana, dul, sed …“ ist ihr erster Film. Schon seine Entstehungsgeschichte ist bemerkenswert. Während eines Besuchs in Nordkorea im Jahr 2002 entdeckt sie Parallelen in der Geschichte Koreas und Deutschlands. Sie beginnt sich mit der Teilung des Landes nach dem zweiten Weltkrieg und seinem Führerkult auseinanderzusetzen und stößt auf ein Gesellschaftsmodell, das überall in der Welt als gescheitert gilt. Brigitte Weich will über dieses Land erzählen, das ihr wie eine einzige große Kulisse vorkommt und deshalb wenig greifbar ist. Augenfällig wird die Symmetrie, die strenge Ordnung schon bei einer der ersten Außenaufnahmen. Die Menschen fügen sich wie Mosaiksteinchen zu Ornamenten vor der gigantischen Statue des großen Generals. In einer späteren Sequenz sitzen Jugendliche in einer Musikschule aufgereiht wie eine Militärkapelle. Alle Spielerinnen der Nationalmannschaft tragen völlig identische Haarschnitte.

Brigitte Weich sucht aber nach Alltag, nach wirklichem Leben. Beides vermutet sie im Fußball, und das nordkoreanische Frauenteam gilt zu der Zeit als eines der besten. Sie fragt 2003 nach, ob sie eines der Spiele der Frauennationalmannschaft besuchen dürfe. Es hat bis 2007 gedauert, bis ihrem Wunsch entsprochen wurde. Und doch meint sie rückblickend, die Verwirklichung ihres Filmprojektes sei leicht gewesen. Die Drehbedingungen waren unerwartet gut, denn die koreanische staatliche Filmagentur wollte diesen Film ebenfalls und habe sie sehr unterstützt.

Als Brigitte Weich mit den Dreharbeiten beginnt, stehen vier junge Frauen vor ihr, die zum Teil gegen den Willen ihrer Familien am Anfang einer Fußballkarriere stehen, die vom Staat forciert wird. Ihr größter Wunsch sei es, dass der große General sie kennt, sagt eine der Spielerinnen. Ich bin 1,68 m, so groß wie Maradona, und der ist weltberühmt – das kann ich auch, sagt eine andere. Ob Training oder Länderspiel, als Motivation hört man den Dreiklang „Für den General, für das Volk, gegen den Feind“ überall durch. Es dauert eine Weile, bis man versteht, dass das ernst gemeint ist. Als die Nordkoreanerinnen 2003 bei der WM gegen die USA verloren und 2004 an der Qualifikation für die Olympischen Spiele gegen Japan scheiterten, endete der sportliche Weg der vier Spielerinnen abrupt. Das Nationalteam wurde umgebaut und verjüngt. Dies war nicht wirklich vorhersehbar, und Brigitte Weich hatte nunmehr Gelegenheit, die Rückkehr der vier ins zivile Leben zu beobachten. Wie verarbeiten sie den Bruch in ihrem Leben, wie nehmen sie die ihnen ursprünglich zugedachten Rollen als Frauen im traditionellen, nordkoreanischen Gesellschaftsgefüge an?

Den Film zeichnet aus, dass die Deutungshoheit letztlich beim Zuschauer verbleibt. Brigitte Weich zeigt, ohne zu kommentieren. Sie nimmt die Frauen und ihr Land so an, wie sie sind. Ein deutscher Zuschauer wird ihren Film anders lesen als ein koreanischer. Mit Ausnahme eines Satzes, der gegen Ende des Films fällt. Gefragt, was das Schöne am Fußball sei, ringt die Spielerin sichtlich um Worte, denn ihre Karriere ist beendet worden. Wenn sie das Spielfeld betrete, sagt sie, wird das Herz weit.

„Hana, dul, sed …“ wird am Dienstag, 29. März 2011 um 19:30 Uhr noch einmal im Kino Babylon in Berlin gezeigt. Weitere Spielorte stehen auf der Facebook-Seite zum Film.


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