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Der König der Mittelstürmer.

Meine Oma sagte über Unvorstellbares immer „Dit jibs do in keen Russenfilm“, und das musste man dann wirklich gesehen haben. Ich konnte mir bis heute keinen schwarzweißen Fußballstummfilm mit leibhaftiger Klavierbegleitung vorstellen. Drum hab ich mir einen angesehen. „König der Mittelstürmer“ ist einer der ersten deutschen Fußballfilme überhaupt, kam 1927 in die Kinos und ist einfach unfassbar … komisch. Das ist in weiten Teilen durchaus so beabsichtigt, denn es handelt sich um eine Komödie, gelegentlich ist die Komik jedoch unfreiwillig, weil dem Zeitgeist geschuldet. Und dann ist es besonders lustig.

Das Allerschönste aber ist: der Film funktioniert. Man könnte dieselbe Geschichte heute noch auf die selbe Weise erzählen: Fußballspielender Sohn eines insolvenzbedrohten Geschäftsmannes trifft reiche Erbin („Reden Sie mir nicht von Liebe“), Mittelstürmer ist kein gesellschaftlich anerkannter Beruf, der Junge soll lieber was Richtiges arbeiten, es folgen einige Liebesturbulenzen, ein eifersüchtiger Nebenbuhler sabotiert den glücklichen Fortgang der Ereignisse, jedoch zeigt sich am Ende die Frau dreifach einsichtig. Erstens, sie bittet den künftigen Schwiegervater, den König der Mittelstürmer („Ohne Tull keine Meisterschaft“) wieder spielen zu lassen. Zweitens, sie bandagiert seine Sportverletzungen („Wunderheilung“). Drittens, sie liebt ihn trotzdem. Oder gerade weil. Und am Ende gibts einen Platzsturm, wie wir ihn 2009 zuletzt gesehen haben.

Erstaunlich ist der Film trotzdem, wenn man ihn im Kontext seiner Zeit betrachtet. Filmtechnisch beeindruckend sind die Fußballszenen, die das ganze Drama Fußball einfangen. Der Film selbst ist universell verständlich. Stummfilmschauspieler mögen in Gestik und Mimik übetrieben wirken, und manchmal muss eine wenig dezent geschminkte Augenbraue einen Dialog ersetzen, was speziell an männlichen Darstellern außerhalb von Vampirfilmen sonderbar anmutet – trotzdem käme der Film auch ohne seine Texttafeln aus, weil die Bilder klar sind und die Geschichte stringent erzählt wird.

Und schließlich: Schießen Sie ja nicht auf den Pianisten! Dramatische Musik kann man gar nicht genug überschätzen. Im Stummfilm ist sie unersetzlich.


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2 Kommentare zu “Der König der Mittelstürmer.

  1. Der Spieler heißt im Film Tull Harper, wie ich grade bei Wikipedia sah. Sehr subtil war man damals ja wirklich nicht :-)

  2. nee, die schlüssel zum aufschließen von schlüsselfilmen waren eher groß bemessen :)

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