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Alles für den Verein, nur der Verein (Update)

Es muss so um die siebzigste Minute gewesen sein, als den anwesenden Polizisten beim Gastspiel von Oberhausen ein paar Schweißperlen über die Stirn rannten. Hektischer Funkkontakt. Am Ausgang der Waldseite sammelten sich immer mehr Fahnenträger und Mitglieder des Wuhlesyndikats. Eilig kamen die Uniformierten mit ihren Videokameras. Am Ende standen da um die 150 Ultras und verließen das Stadion.

Es sollte ein Protest sein. Schon vorher sangen sie gegen Stadionverbote. Nach den Vorfällen in Bielefeld hat es ein Mitglied des Wuhlesyndikats erwischt. Ob er zunächst nur Hausverbot bei Union oder ein bundesweites Stadionverbot erhalten hat, war nicht zu erfahren. Er erhielt vom 1. FC Union Berlin zunächst ein Hausverbot. Aus Solidarisierung mit diesem Mitglied zogen also die Ultras aus dem Stadion und entzogen der Mannschaft ihre Unterstützung. Auf der Tribüne hinter dem Zuckertor klaffte danach ein kleines Loch. Aber im Stadion herrschte trotzdem hervorragende Stimmung. Die Mannschaft wurde unterstützt. Es wurde gesungen. Und es war laut.

Dem Anspruch der Ultras, für die Stimmung im Stadion verantwortlich sein zu wollen und den Support unabhängig vom Spielgeschehen zu gestalten, konnte ich noch nie etwas abgewinnen. Auch scheue ich mich, einem Vorsänger bedingungslos hinterherzusingen, zumal er noch Capo gerufen wird. Aus diesem Grunde war es mir eine klammheimliche Freude, zu sehen, dass beim 1. FC Wundervoll auch ohne die Ultras Feuer unterm Dach ist. Wenn man sich ihr Motto „Alles für den Verein, nur der Verein“ zu Gemüte führt, war die Aktion eher ein Schlag ins Wasser.

Anmerkung: Ich bin persönlich in jedem Fall gegen Stadionverbote ohne rechtskräftige Verurteilung, da sie die Unschuldsvermutung aushebelt bei einem gleichzeitig komplett asymmetrischen Kräfteverhältnis (Polizei und Verbände zusammen auf der einen Seite und Besucher von Fußballspielen auf der anderen).

Aktualisierung (18.01. 12:05 h): In der Mitteilung des Wuhlesyndikats zum Spiel wird die Situation anders dargestellt. Später mehr dazu.


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11 Kommentare zu “Alles für den Verein, nur der Verein (Update)

  1. MalerMario

    Ich glaube, Deine Anmerkung und der Auszug der Ultras meinen das selbe.
    Erreicht haben die Ultras aber mehr, als dieser Beitrag in einem blog.

  2. Mir geht es vor allem darum, zu zeigen, dass sie meinen „alles für den Verein“ zu machen und sich dann aber ein knappes Drittel des Spiels vom Spiel der Mannschaft entfernen. Das Spiel, darum geht es doch beim Fußball.
    Und noch eine Gegenfrage: Was haben sie denn erreicht?

  3. MalerMario

    Abgesehen davon, daß ich eine subjektive Feststellung traf, finde ich diesen Corpsgeist sehr gut und verstehe es erst recht als “ ALLES ( ALLE ) für den Verein „.
    Erreicht haben sie auf jeden Fall eine breitgefächerte Diskussion eben auch über Deine Anmerkung.

  4. So unterschiedlich sind die Auffassungen halt. Es ist genau dieser Korpsgeist, der auf mich abstoßend wirkt. Und wenn sie damit erreichen wollen, Druck auf die Vereinsführung ausüben zu wollen, halte ich das für bedenklich. Mir hätte es besser gefallen, sie hätten ihre Auffassung von dem Fall dargestellt und die Stadionbesucher darüber informiert. Dann kann sich jeder eine Meinung dazu bilden und der Verein eine Stellungnahme dazu nehmen. Also Kommunikation anstatt Konfrontation.

  5. Wenig überraschend, dass ausgerechnet der Mario den Korpsgeist gut findet.

    Ich finde es auch mehr als ungeeignet, wenn solche Proteste quasi unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt finden. Mal dahingestellt wie gerechtfertigt das ausgesprochene Hausverbot ist, so ist es doch für den Großteil der Fans in dem Moment nicht nachvollziehbar, warum die Ultras abhauen. Und dass dann die Spekulationen wild umherschießen und es sogar bis in die Presse geschafft haben, ist doch klar. Mit Offenheit gerade in solchen Dingen erreicht man meiner Meinung nach viel viel mehr und Sebastians Vorschlag, sich nach dem Spiel an die Ausgägne zu stellen und zu informieren als einfach bockig abzuhauen, hätte meiner Meinung nach viel mehr gebracht.

    Aber Offenheit und offene Kommunikation war irgendwie noch nie die Stärke der „jungschen Szene“. Schade.

  6. Wie soll Kommunikation und Offenheit unmittelbar nach dem Spiel geschehen?
    Muss man sich anderen Fans unbedingt erklären? Oder sollte dieser plötzliche Aufbruch nicht viel mehr direkt an den Verein und dessen Verantwortliche gerichtet sein…
    Eure Rationalität in allen Ehren, aber rein situativ, auf Grund der Art und Weise des Hausverbots (entgegen aller bisherigen Praktiken) sollte man schon akzeptieren, dass diese Gruppendynamik völlig affektuell geschah.

    Robert, das mit der „Offenheit und offene(n) Kommunikation“ kann man getrost an andere Gruppierung, die viel heterogener sein wollen, weiterreichen. Hier greift dann auch das Glashaus-Theorem. Sorry, für den Seitenhieb. ;)

  7. Als Besucher des Spiels auf der Gegengeraden muß ich sagen Ich habe von diesem Auszug nicht mitbekommen und wäre ich nicht zufällig in diesem Blog darauf gestoßen bestimmt auch nie etwas davon erfahren. Nur soviel Stadionverbote sind Scheiße und sollten nur nach erfolgter Feststellung der Schuld durch ein Gericht vielleicht als zusätzliche Strafe durch den Verein angeordnet werden. Aber nur wenn durch die Aktion eine Gefahr für die Besucher oder Akteure ausging.
    U N V E U

  8. @Kante:

    Kein Problem, ich weiß den Seitenhieb ja zu nehmen. „Andere Gruppierungen“ sind auch nicht frei von Fehlern und einiges ist nicht gerade gut gelaufen… insofern. ;)

    Du hast sicher recht, wenn Du sagst, dass das WS in keinster Weise in der Pflicht ist, sich dauernd zu erklären. Mein „Vorschlag“, man hätte ja einfach am Ausgang warten können und nach dem Spiel interessierten Fans zur Ansprache bereit stehen können, war auch eher aus den zwei Kommentaren davor abgeleitet. Generell können die Jungs und Mädels ja machen was sie wollen. Ich persönlich (!) empfinde ab und zu einen Alleinvertretungsanspruch der Ultras in Sachen Union-Fankultur, der mir sauer aufstößt (ohne dass dieser je vom WS oder ihm nahestehenden Gruppierungen geäußert wurde – ist allein mein Eindruck!!).

    Aber wie gesagt: Du hast recht. Der Aufbruch während des Spiels war sicherlich im Affekt und ich würde nicht mal ernsthaft behaupten können, dass ich anders gehandelt hätte. War halt ein Mittelfinger gegen die Verantwortlichen.

  9. Ein alter beziehungserfahrener Mann hatte mal gesagt; zufrieden und tragfähig wird eine Beziehung dann, wenn man schafft wirklich miteinander zu reden!!!! (auf allen Ebenen)

  10. @Mario -ich würde den Zusammenhalt einer Gruppe nicht Corpsgeist nennen; klingt mir suspekt, da mich das an militärisch gleichgeschalteten Gehorsam erinnert. Das Wort selbst ist daran unschuldig, der Gebrauch nicht mehr.

    Und wenn das kleine „Korps“ vor lauter Geist es noch nicht mal einsieht, sich vor dem vereinsumfassenden „Korps“ zu erklären, dann kann dieses Korps nicht auf mich rechnen.

    Ich sehe auch keine breitgefächerte Diskussion im Forum, sondern nur Hilflosigkeit mangels Fakten. Geschwätz allerorten, Schlauscheißerei und Arroganz. Hauptsache, die Protagonisten schweigen.

  11. Schön, daß die Darstellung des WS endlich raus ist. Damit kann jeder was anfangen.

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