Die Süddeutsche war eine alteingesessene, wohlangesehene Zeitung aus München, die über beides gleichermaßen verfügte, Gefühl und Verstand. Ich mochte sie, ich las sie, ich kaufte sie sogar im Urlaub und verliebte mich in das jetzt!-Magazin. Allein, soviel warme Zuneigung bekam dem Blatte nicht, es wurde hochmütig. Man stellte die jetzt! ein, ersetzte sie durch eine gleichnamige online-Plattform mit BRAVO-content, bloß ohne Dr.Sommer-Team und Starschnitt, bereicherte das Internet um eine gräusliche Firmenwebseite, und vorhin zwitscherte nolookpass, ein neues Fußballportal der Süddeutschen habe das Licht der Bildschirme erblickt. Leider hat er, und das hätte er besser nicht, auch gesagt, wie das Kind heisst. An Kevin, Marvin, Justin und Dustin haben wir uns inzwischen gewöhnt, aber MyMannschaft kommt mir nicht ins Haus. Echt nicht. Da hört sich der MySpass einfach auf.
(Oder vielleicht bin ich auch einfach bloß so sauer. Der ganze schöne FCU kommt nicht drin vor. Die Dritte Liga nicht. Dafür aber: Bayern München und so feinsinnige Reime wie „Mehr Esprit mit Ribéry„. Das ist grad so, als würde der Tagesspiegel vorgeblich eine Fußballwebseite eröffnen, und dann gehts aber um Hertha und TeBe. Das scheiterte bislang vermutlich daran, dass keinem Sportredakteur spontan ein eleganter Reim auf Patrick Ebert eingefallen ist.)
Entdecke mehr von Textilvergehen
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
0 Kommentare zu “Gefühl und Verstand.”