Wenn Dirk Zingler erklärt, warum die Umstrukturierung des Vereins mit drei Tochtergesellschaften und einer Stiftung gut für Mitglieder und Fans ist, dann sagt er: „Der Kern bleibt der Verein. Der 1. FC Union Berlin e.V. wird sich damit noch stärker auf Fußball konzentrieren.“ Und weil er die Befürchtungen der Mitglieder beinahe schon seismographisch wahrnimmt fügt er ohne Pause hinzu: „Wir werden den Profifußball nicht vom Fan oder Mitglied trennen. Wir halten eine Ausgliederung des Profisports in eine Kapitalgesellschaft wirtschaftlich und politisch für falsch. Deshalb haben wir diese Struktur gewählt.“
Doch was ist passiert? Wie bereits bekannt geworden ist, hat der 1. FC Union Berlin e.V. einige neue Gesellschaften ins Leben gerufen. So gibt es aktuell zusätzlich zur Stadion AG (der Verein hält dort 54,99 Prozent der Anteile) eine Alte Försterei Veranstaltungs GmbH & Co. KG (der Verein hält 100 Prozent) und schon länger eine FCU Verwaltungs GmbH & Co. KG (der Verein hält 100 Prozent) und die Stiftung des 1. FC Union „Union vereint“ (hier gibt es aufgrund des Stiftungsrecht nicht so etwas wie Anteile, aber mit 40.000 Euro Stiftungskapital bei der Gründung ist der Verein auch hier vertreten).
Diese Umstrukturierung im Verein hat viele Gründe, aber einen ganz sicher nicht: Für die Lizenzerteilung durch die DFL macht es keinen Unterschied, ob der Verein (also der e.V.) alles managed oder ob das durch Untergesellschaften geschieht. Denn am Ende müssen die Ergebnisse aller Gesellschaften, an denen der Verein beteiligt ist in einer „konsolidierten Konzernbilanz“ zusammengefasst, wie Dirk Zingler beim Mediengespräch am Vormittag vor der Mitgliederversammlung betonte. Auch die Umstrukturierung im e.V. mit den 4 Geschäftsführern, die 2015 umgesetzt wurde, wird durch die Neustrukturierung nicht angefasst. Aber die neue Umstrukturierung ist im Prinzip die Fortsetzung des Gedankens hinter dem Vereinsumbau 2015.
Dirk Zingler möchte den Verein unabhängig von einzelnen Personen machen, auch wenn er das selbst nicht sofort als ersten Grund ausspricht. Dann spricht er lieber davon, dass die einzelnen Gesellschaften Know-how aufbauen sollen, qualifizierte Mitarbeiter einstellen oder eigene qualifizieren sollen.
Die Stadion AG soll die Immobilien, die Union besitzt, entwickeln und Instand halten. Die Veranstaltungs GmbH soll dritte Veranstaltungen in den Immobilien von Union durchführen und das Catering im Spielbetrieb übernehmen (Dirk Zingler berichtigte das Missverständnis, das ich auch hatte, dass das Geld aus dem Catering von der Stadion AG in die Bilanz des e.V. fließen würde. Das wird nicht passieren. Das aus dem Catering erwirtschaftete Geld wird in der Bilanz der Veranstaltungs GmbH fließen). Zuletzt sollen sich in der Stiftung alle sozialen Projekte sammeln, die damit nachhaltiger werden sollen und eine sichere Finanzierung erfahren sollen. Das Ziel ist, Ende 2017 über 2 Millionen Euro Stiftungskapital zu verfügen. Aktuell sei man im „guten sechsstelligen Bereich“, wie Dirk Zingler sagte.
Warum diese Umstrukturierung?
Diese neue Struktur wäre auch innerhalb des 1. FC Union Berlin e.V. möglich gewesen. Doch es gibt einen weiteren Grund, warum sich der Verein für diese Struktur mit mehreren Gesellschaften entschieden hat. Dirk Zingler erklärt das so: „Wenn wir alles innerhalb des Vereins lassen, ist für alles im Grunde genommen das Präsidium verantwortlich. Es haftet auch und ist auch inhaltlich verantwortlich. Durch die Gesellschaften haben wir auch haftende und inhaltlich verantwortliche eigene Geschäftsführungen, die dafür gerade stehen müssen, was sie tun. Wir haben diese eierlegende Wollmilchsau Verein, der Sport können muss, der Großkonzerte können muss, kochen können muss, bauen und verwalten können muss, ganz bewusst getrennt.“
Dirk Zingler erläutert was das Ziel der neuen Gesellschaften im Verein ist, der so schnell gewachsen ist, dass er über alle Gesellschaften hinweg mittlerweile 265 Mitarbeiter beschäftigt: „Wir wollen mit den Gesellschaften eigene Kompetenzen aufbauen. Aber Kompetenz baut man nur auf, indem man auch Macht schafft. Wenn am Ende immer das Präsidium verantwortlich ist, ist das schlecht. Kompetenz und Leistung entsteht, wenn Menschen eigene Verantwortung übernehmen. Deshalb haben wir diese Struktur gewählt.“
All das klingt vor allem aber auch danach, dass Dirk Zingler und das Präsidium vor allem dafür Sorge tragen wollen, dass der Verein unabhängig von der Person Dirk Zingler ist, auf die sich viel vereint und die immer zu allem gefragt wird. Der Präsident bezieht das allerdings gar nicht nur auf sich: „Was heißt hier unabhängig von meiner Person? Ich meine grundsätzlich unabhängig von einzelnen Person. Ich kann doch morgen gegen einen Baum fahren. Man ist immer gut beraten, Kompetenz und Verantwortung zu verteilen. Aber wir haben als Präsidium durch die Beteiligung des Vereins in den Gesellschaften weiter das Weisungsrecht, so dass sie sich nicht verselbständigen können und machen, was sie wollen. Das sind Dienstleistungsgesellschaften des Vereins. Der 1. FC Union ist die Mutti von allen. Und Mutter hat immer das sagen.“
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