Dieser Text über Sven Weinel, Betreuer und Fahrer des Mannschaftsbusses des 1. FC Union, erschien zuerst im September 2011 im Köpenicker Magazin Maulbeerblatt.
Beim Einsteigen in den Mannschaftsbus des 1.FC Union fällt zuerst ein Schild ins Auge. „Den Bus bitte nicht mit Fußballschuhen betreten“ – auf Deutsch, Französisch, Portugiesisch. Halten sich die Jungs daran? Ja, sagt Sven Weinel. Er hat nicht nur den Zettel dort hingehängt. Er fährt den Mannschaftsbus, wäscht und tankt ihn, achtet darauf, dass die gesamte Technik an Bord in Ordnung ist, bringt ihn in die Werkstatt, bepackt ihn für die Auswärtsfahrten und sorgt sich darum, wo er ihn dort nachts sicher abstellen kann. Wenn er nicht für Union unterwegs ist, arbeitet er als Taxifahrer.
Foto: Stefanie Fiebrig
Sven bringt die erste und die zweite Mannschaft, die A-Jugend und manchmal auch die Gäste ins Stadion. Er hat 1998 bei der Busfirma angeheuert, die damals für Union fuhr. Ein persönlicher Glücksfall. „Dadurch konnte ich als Springer Union fahren. Das war für mich … Wow! Ich bin zu DDR-Zeiten zu Union gegangen, zu vielen Spielen. Schon ein halbes oder dreiviertel Jahr später war ich Stammbusfahrer. Beziehungsweise bin ich´s dann öfter gefahren – zu der Zeit gab es ja noch keinen Mannschaftsbus und in dem Sinne keinen Mannschaftsbusfahrer.“
Den neuen Bus hat er schon einen Tag vor der Übergabe gesehen. „Das war das am besten gehütete Geheimnis. Wir sind zu Mercedes gefahren, und sie waren noch nicht ganz fertig mit dem Bekleben. Ich bin in die Halle rein und war beeindruckt. Wir hatten vorher neutrale Busse, wir hatten den alten TeBe-Bus, der erst später beklebt wurde. Viele haben sich gewünscht, dass der neue Bus rot-weiß sein soll, aber ich denke, dass
mit dem Design wirklich der Charakter des Vereins getroffen wurde. Dieses Metallene, dieses Eiserne, aus der Historie. Da muss er nicht knallig bunt sein.“
Hinter der Frontscheibe des Busses klemmt das Maskottchen. Ein Elch aus Plüsch mit Trikot, Fahne und Basecap. Eine Rummelplatzerwerbung aus Bad Dürkheim. „Einer der Sponsoren hatte sich 2001 so sehr in den Elch verliebt, dass wir für 150 Euro Lose kaufen mussten.“ Der beschützt allerdings nur den Bus, erklärt Sven. „Ich hatte ihn mal mit im Stadion, aber da hat er kein Glück gebracht.“
Foto: Stefanie Fiebrig
Auch sonst sind ihm Rituale im Fußball vertraut. „Unter Georgi Wassilew durfte ich nie mit der Mannschaft rückwärts fahren. Das war sein Aberglaube. Wir sind zum Pokalendspiel ins Olympiastadion gefahren. Da musste die Mannschaft die letzten 300 Meter laufen, weil ich sonst hätte rückwärts fahren müssen. Da gab´s aber auch keinen Widerspruch. Ich habe gesagt: Hier ist Schluss! und die Türen aufgemacht. Alle sind ausgestiegen und gelaufen.“
Den Weg nach Essen kannte Trainer Uwe Neuhaus besser als das Navigationsgerät. Das ist aber die Ausnahme. Wenn die Mannschaft mit dem Bus ins Stadion einfährt, war Sven mit Mannschaftsleiter Detlef Schneeweiß bereits einmal vor Ort. Die Kabine räumt sich eben nicht von alleine ein. Ein Bus auch nicht. Deshalb sieht Sven selten ein Spiel komplett. Vor Abpfiff muss schon wieder die Rückfahrt vorbereitet werden.
Foto: Stefanie Fiebrig
Sven war auch einige Jahre als Reisebusfahrer unterwegs. Vergleichbar ist das nicht, meint er. „Eine Mannschaft, ganz egal welche, kann man nicht fahren, wenn man sie nicht mag. Da muss schon Herzblut dahinterstecken.“ Man verbringt viel Zeit miteinander. „Die kennen auch meinen Namen.“ Er vermisst die Spieler, wenn sie gehen. „Zu Sven Beuckert hab ich heute noch Kontakt. War ja auch ein ganz sensibler. Karim kenne ich von Anfang an. Und als wir jetzt in Frankfurt waren, haben wir uns umarmt.“ Als Teil der Mannschaft sieht er sich dennoch nicht. Das ist ihm zu hoch gegriffen. Eher ein Zahnrad in dem ganzen Getriebe.
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freue mich auch schon sehr auf das Weihnachstsingen in der Alten Försterei, arbeite seid 2 Jahren in Arizona und komme wieder im Dezember auf Urlaub um mit der ganzen Familie zu feiern natürlich auch mit der Eisern Unionfamilie, das vermisse ich total. Zum Glück gibt es AFTV, dadurch kann ich vieles verschmerzen und bin ganz stolz das ich hier in Arizone mit dem Autokennzeichen UNIONER fahren kann, ich konnte es mir so bestellen und es ist einzigartig. Habe noch ein zweites anfertigen lassen und würde es Euch gerne schicken. Kannst Du bestimmt gut im Bus aufhängen, würde mich total freuen. Mit freundlichen grüß Marten Strübing (gib mir bitte die Adresse um es zu schicken) Eisern Union