„Wo Dummheit auf verletztes Ehrgefühl trifft“, hätte eine gute Überschrift für die Schlägerei beim Punktspiel zwischen der AK40 des 1. FC Union und des BFC Dynamo auf dem Kunstrasenplatz neben der Ballspielhalle Hämmerlingstraße sein können. Aber von Anfang an:
Am Freitag Abend griffen ungefähr 20 bis 30 Union-Anhänger die Fans der Gästemannschaft der AK40 des BFC Dynamo an. Das Spiel musste unterbrochen werden. Verletzt wurden zwei Gästefans und ein Spieler des BFC.
Foto: Matze Koch
Soweit die Fakten. Union verurteilt diesen Angriff in einer offiziellen Mitteilung. Es ist nun bereits das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit, dass Union-Anhänger BFC-Fans angreifen. Welche Auswirkungen das auf das größere Gefüge haben wird, kann sich jeder ausrechnen. Es wird Union auf jeden Fall schwerer fallen, bei Politik und Polizei für seine Anhänger einzutreten und dabei Erfolge zu erzielen. Vor Inkrafttreten des neuen Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetzes (ASOG) in Berlin wird im Tagesspiegel beispielsweise die Verlängerung der möglichen Inhaftierung von möglichen Straftätern vor möglichen Auseinandersetzungen mit den Randalen beim Derby Union II gegen BFC begründet. Es muss jedem bei Union klar sein, dass jede noch so kleine Schlägerei mit dem 1. FC Union in Verbindung gebracht werden wird. In diese Richtung zielt auch der Tagesspiegel-Artikel: Der Ruf wird ruiniert
Und dabei ist es egal, wie hirnbefreit man sein muss, um Schmähgesänge gegen Union anzustimmen, wenn nur wenige Meter entfernt in der Fankneipe „Abseitsfalle“ beim Quiz „Wer wird Unionär“ eine nicht unbeträchtliche Zahl von Anhängern der organisierten Fanszene anwesend ist. Als ob ich zum „Dü-dü-dü-Lied“ ins Sportforum nach Hohenschönhausen fahren würde.
Das entschuldigt die Schlägerei bei einem Punktspiel nicht. Mir fehlt immer noch ein Weg, sich mit dem BFC auseinanderzusetzen ohne gleich in Polizeiberichten zu landen. Daran hat sich seit dem Spielabbruch in Stockholm Anfang des vergangenen Jahres nichts geändert. In die Richtung geht auch der Kommentar im Berliner Kurier. Diejenigen, die mit dem BFC Dynamo noch Rechnungen offen haben, sollten sich genau überlegen, wie sie diese Auseinandersetzung in Zukunft führen wollen. Denn wenn diese weiter so wie bisher laufen, sehe ich eine mögliche Bruchlinie zwischen Verein und organisierter Fanszene und auch innerhalb der Fanszene.
Eine andere Sicht auf die Ereignisse hat Marko auf Facebook:
Die Verantwortung von Polizeimeldungen und der Sinn von Recherche
Unabhängig davon gab es gestern auch wieder zu beobachten, was passiert, wenn Polizeimeldungen komplett kopiert werden. So sprach die Polizei in der ersten Meldung von einem Freundschaftsspiel zwischen BFC und Union und einem kompletten Spielabbruch. Entsprechend lautete die Zeile der Polizeimeldung „Den Begriff Freundschaftsspiel wohl nicht verstanden“.
Heraus kam zunächst so etwas:
Geplant war ein Freundschaftsspiel – doch dann eskalierte am Freitag eine Begegnung von Union und dem BFC Dynamo http://t.co/RUfdDZTEfc
— Tagesspiegel (@Tagesspiegel) March 28, 2015
Der Tagesspiegel ist hier nur ein Beispiel. In dem Fall reagierten die Onlineredaktionen aller Berliner Medien ähnlich. Publizieren statt recherchieren. Erst nach Intervention mindestens eines Berliner Journalisten änderte die Berliner Polizei ihre Meldung. Weitere Berichterstattung zum Fall findet ihr hier: Berliner Zeitung, Morgenpost, Kurier
Wenn ihr Lust auf angenehme Unterhaltung habt, kommt doch 13.30 ins Zoschke-Stadion zum Regionalliga-Spiel der U23 gegen Viktoria oder 15 Uhr zur Autogrammstunde von Sebastian Polter und Christopher Quiring ins Forum Köpenick.
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